Ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen. Sorry. Aber woran liegt das? Neben einem kurzen Trip in die Heimat mit Besuch von Freunden und Familie, beschäftigt mich die ganze Vorbereitung so sehr, dass ich in den letzten Wochen nicht einen Tag zur Ruhe gekommen bin.
Als Abfahrtsdatum hatte ich mir gemäß aller Blauwasser-Bücher den 01.07. gesetzt, um auf der Passage durch den Ärmelkanal bzw. beim Streifen der Biskaya beste Bedingungen zu haben und nicht in stürmisches Wetter zu geraten. Außerdem kostet jeder Tag im Hafen Geld. Da ich momentan von meinem Ersparten lebe, möchte ich dieses natürlich nicht im teuren Europa - vor Anbeginn des eigentlichen Abenteuers der Überfahrt und der zu entdeckenden Schätze - verbraten.
Daneben müssen noch etliche Baustellen am Boot bearbeit werden. Zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck, dass es eher mehr als weniger werden. Obwohl ich im Prinzip rund um die Uhr daran arbeite. Man fixt eine Sache - und im nächsten Moment geht eine andere kaputt oder man stellt fest, dass woanders noch Handlungsbedarf besteht. Ich werde noch einmal darüber schreiben, was ich die letzten Jahre alles an meinem Boot gemacht habe und welche Dinge ich für die anstehende Reise recherchieren, lernen und organisieren musste. Aber es ist viel. Verdammt viel.
So viel, dass ich zwischenzeitlich mit meinen Nerven am Ende war. Gedanken ans Aufgeben und alles hinschmeißen waren da. Kein Ende in Sicht. Überall verspannt: Rücken-, Glieder- und Nackenschmerzen. Kombiniert mit unregelmäßiger Nahrungsaufnahme, keinen anständigen Pausen und dem selbst auferlegten Zeitdruck, eine gute Mixtur für vorzeitiges Ausbrennen.
Manchmal reicht eine banale Frage aus, um aus seiner eigenen starren Welt wieder herauszukommen. Meine Mutter fragte mich bei meinem Besuch: “Wer sagt eigentlich, dass du am 01.07. los musst? Hast du dir dieses Datum gesetzt oder jemand anderes?”. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich selbst momentan mein größter Widersacher bin und dass ich aktuell noch genauso weiter mache, als würde ich unter Zeitdruck im Büro sitzen und Projekte für jemand anderen zu einem bestimmten Datum, in einer bestimmten Qualität und mit einem vorgegebenen Budget abliefern müssen.
Ich trage - grob betrachtet - aber gerade nur die Verantwortung für mich selbst. Also warum zur Hölle soll ich mir selbst dabei im Weg stehen? Solch ein Abenteuer soll in erster Linie Spaß machen, anregen, Horizonte erweitern. Dieses Mantra muss man sich wohl immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Die Sommer waren in den letzten Jahren länger und intensiver als erwartet. Auch gerade werden wieder Rekordtemperaturen erreicht. Außerdem werden sowohl Ärmelkanal als auch die Biskaya ganzjährig von Segelbooten befahren. Selbst wenn ich erst Anfang August los komme, wird sich bei guter Vorbereitung ein passendes Zeitfenster für den Törn nach Südeuropa finden. Diese Angstmacherei in den “Lehrbüchern” nervt. Man sollte sich davon nicht leiten lassen.
Ich werde nicht eher losfahren, als dass ich alle notwendigen Vorkehrungen getroffen habe - und zwar in Ruhe. Überlegt. Bewusst. Stressfrei. Tschakka! Achja und danke, Mum!
Und zu guter Letzt dann auch mal wieder eine neue Folge. Über Feedback freue ich mich sehr: